Es gibt jede Menge Informationen über das Thema Bogenschießen, durch die man sich regelrecht wühlen kann. Angefangen vom Material, über Schusstechniken, bis hin zu geschichtlichen wie traditionellen und kulturellen Anschauen. So spannend, wie auch hilfreich, all das auch sei. So finde ich, dass es dafür durchaus qualifiziertere Schreiber gibt als mich. Meine Leidenschaft zu diesem Thema bezieht sich dabei viel mehr auf den mentalen Aspekt. Und darauf, wie ich zumindest finde, gibt es bei weitem noch nicht genug Augenmerk.
Was ist mentale Stärke überhaupt?
Immer wieder hört man davon. Dabei habe ich aber das Gefühl, dass Niemand so recht weiß, was genau damit überhaupt gemeint ist. Mentale Stärke beginnt mit Bewusstsein. Wir alle haben unterbewusste Programme in uns abgespeichert, die auf bestimmten Glaubenssätzen basieren. Diese Glaubenssätze haben sich schon sehr für in uns gebildet. Leider aber sind uns bei weitem nicht alle dienlich, für unser Leben. Jetzt wirst du dich vielleicht fragen, was das alles mit Bogenschießen zu tun haben soll. Bestimmt kennst du, als leidenschaftlicher Schütze, dieses Gefühl, wenn man kurz davor ist, die Sehne zu lösen und bereits vorher weißt, dass der Pfeil genau dort treffen wird, wo du ihn haben wolltest. Oder wenn du dich zum nächsten Schuss bereit machst und bereits vorher nicht daran glaubst, dass du treffen wirst. Wenn man mal näher darüber nachdenkt, ist es kein großes Geheimnis, dass diese Gedanken Einfluss auf unsere Leistung haben. Und auch viele Studien bestätigen das. Was aber, wenn wir lernen uns bewusst über diese Momente zu werden, um sie gezielt zu beeinflussen. Dazu braucht es am besten zuerst ein Bewusstsein über unsere Glaubensätze. Zum Beispiel, wie denke ich über mich, wenn ich etwas nicht schaffe und wie fühle ich mich dabei? Wie gehe ich mit Situationen und vor allem, mit mir selbst um, wenn sie mich überfordern? Leider glauben die Meisten immer noch, dass es eine Sache des Charakters sei, wie man mit solchen Situationen umgeht. Dabei sitzt die Essenz des Menschen viel tiefer als bloß irgendeine Angewohnheit. Wenn man aber den Mut aufbringt hin zu sehen und beginnt sich mit seinen Erfahrungen im Leben auseinander zu setzen, kann man eine ganze Menge über sich selbst lernen. Bereits da beginnt man dann schon ein Stück zu wachsen. Ich beschäftige mich mittlerweile schon einige Jahre mit Bewusstseinsentwicklung und die Reichweite dieses Themas lässt sich für mich noch nicht einmal erahnen.
Hier eine kleine Übung
Nimm dir beim zu Bett gehen, eine Woche lang für fünf Minuten Zeit. Schließe dabei deine Augen und versuche dir vorstellen, wie du durch einen, dir unbekannten Parcours gehst. Stell dir deinen Bogen zwischen deinen Fingern vor. Wie ist die Struktur, glatt oder rau? Ist sein Material kalt oder warm auf deiner Haut? Du hörst die Vögel und das Licht bricht sich zwischen den Blättern. Du siehst in der Ferne einen Abschusspflock und du kommst näher und näher. Du fühlst dich wohl in deiner Haut und das Wetter ist fantastisch. Du weißt das heute ein großartiger Tag ist um schießen zu gehen, denn du bist ganz bei dir. Tief in dir weißt du, dass du ganz auf dich vertrauen kannst. Nun stehst du am Pflock und du kannst dein Ziel sehen. Bestimmt hat du ein Lieblingsziel. Stell es dir vor, wie sieht es aus. Stell es dir genau vor. Die Farben, die Größe. Jetzt atmest du einmal tief durch. Deine Augen stellen sich auf die Lichtverhältnisse ein und auf einmal kannst du erkennen wo genau dein Pfeil hin soll. Du bereitest dich vor, legst deinen Pfeil ein, spannst den Bogen und konzentrierst dich nur noch auf dein Ziel. Du blickst genau auf den Punkt, der sich für dich richtig anfühlt. Du wartest auf den richtigen Moment. Und dann ist es soweit, du löst deine Finger von der Sehne und weißt ganz genau das dein Pfeil dort einschlägt, wo du in haben wolltest. Der Pfeil fliegt, schlägt ein und du jubelst vor Freude.
Das wichtigste an dieser Übung ist das man sich emotional in diese Situation hineinfühlen muss. Ansonsten bringt das Ganze einfach nichts. Man mag sich Anfangs vielleicht blöd vorkommen, aber wenn man das konsequent macht, bekommt man nicht nur Übung, sondern man lernt es sogar auf Wunsch abzurufen. Was glaubst du, was passiert, wenn du dann das nächste Mal vor deinem ,,Angstgegner“ stehst und dir dabei die eingeübte Situation vorstellst? Dabei ist das nur der erste Schritt, um überhaupt einmal ein Bewusstsein über deine eigene Macht zu entwickelten. Ich hoffe den Einen oder Anderen hat es jedenfalls jetzt schon, zu ein wenig mehr Bewusstsein verholfen.
Denn Bogenschießen ist mehr als nur ein Sport.
Lässt man sich richtig darauf ein, kann es sogar zu einer Lebenseinstellung werden. Je nachdem, was man unter Bogenschießen versteht. Für mich bedeutet es vor allem, an der Herausforderung zu wachsen und auf sich selbst zu vertrauen.
Bettina Platzer
Bettina Platzer ist eine große Naturliebhaberin. Sie interessiert sich aber auch sehr für die keinen Zusammenhänge im Leben. Sie liebt es Dinge aus neuen Blickwinkeln sehen zu können, um ihnen ihren Sinn zu verleihen.