Die Frage in der Überschrift höre ich in letzter Zeit öfter am Einschießplatz und am Parcours. Darum habe ich mich entschlossen einen kleinen Leitfaden für das dafür nötige Equipment zu erstellen.
Ich selbst bin kein Profi oder Kaderschütze und die Scheibe nutze ich möglichst nur um das beim Barebow nötige Setup und Feintuning vorzunehmen. Ansonsten findet man mich mit dem Ding mit Vorliebe am 3D Parcours im Wald.
Ich werde in diesem Beitrag nicht auf das Einstellen, Abstimmen und Feintuning des Bogens eingehen. Hier gibt es ausgezeichnete Anleitungen im Netz und ich werde zum Schluss noch diverse Seiten als Link hinzufügen.
Vorab...
Eines möchte ich aber vorweg anmerken. Blankbogen kann man natürlich auch intuitiv schießen. Gemacht ist er aber für jemanden der auch das System des Stringwalkens beitreiben möchte und sich im Klaren ist, dass er durch das Einlernen (Erarbeiten) dieses Systems wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein wird intuitiv zu schießen. Wer also lieber intuitiv schießen möchte sollte sich wohl eher für einen Jagdrecurve oder was es sonst so in der schier endlosen Palette an Bogenarten die dafür gedacht sind entscheiden.
Was brauch ich den nun um Blankbogen zu schießen?
Nun, so blöd es klingt für den Einstieg reicht tatsächlich das typische Einsteigerset. Die sind zumeist sogar darauf ausgelegt, dass sie neben über das Shelf auch mit Pfeilauflage geschossen zu werden können und haben alle Einschraublöcher für die klassische Verwendung als BB oder Olympic Recurve nötig sind. Zum Set dazu sollte man sich einen Button und eine Klebepfeilauflage leisten.
Als Klebepfeilauflage würde ich dann ein Hoyt Super Rest empfehlen da die, leicht überarbeitet, eine wirklich ausgezeichnete Pfeilauflage darstellt.
Als Button reicht eigentlich ein Günstiger aus. Ich sage das deshalb dazu, weil man hier von knapp 7.- € bis 120.-€ und darüber investieren kann. Aber das ist wie im Rennsport für den Einstieg muss es nicht der F1 Bolide sein.
Gut funktioniert hier schon z.B. der Avalon Classic Button um knapp 7.-, er lässt sich sehr gut einstellen, ist leichtgängig und arbeitet wirklich sauber. Er wird allerdings nur mit Teflonstiften geliefert und da muss man halt immer wieder mal ein Auge darauf haben was die Abnutzung betrifft. Teflonstifte sind eigentlich noch aus den Zeiten der Aluminiumpfeile und unterliegen bei der Verwendung von den heute üblichen Carbonpfeilen einem höheren Verschleiß da die Oberfläche von Carbon rauer ist. Wer hier mehr ausgeben möchte dem empfehle ich Buttons wie den Decut Janus oder Avalon Tec One. Beide sind so um die 20.- € zu haben und bieten im Gegensatz zum Classic Button Messingstifte, Federn in verschiedenen härten und ein Mikroverstellung des Federdrucks.
Wer also noch einen Anfängerbogen Zuhause herumliegen hat oder gar erst in den Bogensport an sich einsteigen möchte und hier schon in Richtung Blankbogen tendiert der braucht es fürs Erste einmal nicht mehr.
Ich schieße schon einige Zeit und möchte mich ernsthaft mit dem Blankbogen befassen was kann man da empfehlen?
Ab hier reden wir von sehr viel mehr Technik, Komponenten und Abstimmungsarbeit und vom Preis her kann man da schon exzessiv investieren. Ich werde mich hier aber auf das mittlere Preissegment konzentrieren, da es nach meiner Meinung für den 3D Parcours nicht notwendig ist mit einem Blankbogen um fast 2000.- € durch den Wald zu laufen. Man kann dabei nämlich noch so aufpassen, Blessuren sind in diesem Umfeld nicht vermeidbar. Mir wäre es dann einfach zu schade wenn so ein gutes Stück zerschrammt werden würde.
Mittelstück (Riser)
Hier würde ich auf jeden Fall zu einem Riser mit ILF (International Limb Fittingsystem) raten. Hier ist man nicht von Wurfarmen eines Herstellers abhängig und noch dazu vom günstig Fiberglas Holz bis zum Schaumkern Carbonwurfarm so ziemlich alles verwenden kann. Gängig für den Blankbogenbereich sind Mittelteile in 23“, 25“ und 27“, meistens findet ein 25“ Mittelteil seine Verwendung. Damit deckt man die meisten Körpergrößen in Kombination mit den unterschiedlichen Wurfarmlängen ab (ca. 140cm bis 188cm Körpergröße). 23“Mittelteile sollten also eher kleinere Personen und Kinder verwenden. 27“ Mittelteile dann für sehr Große Menschen mit langem Auszug ich würde über den Daumen sagen ab 188cm Körpergröße und über 30“ Auszug. Es gibt hier Tabellen im Internet aus denen ihr auch das herauslesen könnt.
Bitte beachtet das beim Kauf!
Empfehlen kann ich hier, wenn wir im unteren bis Mittleren Preissegment bleiben wollen, Mittelteile von Kinetic, Samick und Sanlinda. Es gibt unzählige weitere Firmen und auch die großen wie z.B. Hoyt und Win & Win haben hier in der gehobenen Mittelklasse einiges im Angebot. Ich habe mit denen aber keine persönlichen Erfahrungen und möchte mich aus diesem Grund nicht darüber äußern.
Was man noch anmerken sollte ist das man im Normalfall ein Mittelteil für einen Olympic Recurve verwendet, es aber von einigen Herstellern eigene Blankbogenmittelteile gibt. Im Großen und Ganzen ist der Unterschied jener dass diese speziellen BB Mittelteile Aussparungen für in das Mittelteil integrierbare Gewichte haben und man bei den anderen mit den klassischen Blankbogengewichten zum einschrauben in die Stabilisatoren und Dämpferbuchsen arbeitet.
Achten sollte man darauf das ein solches Mittel folgende Dinge aufweist.
Seitliche Wurfarmverstellung.
Möglichst zwei Löcher für die Buttonposition (Erklärung hierzu später)
Gewindebuchsen für Gewichte (Stabilisatoren).
Gegeben falls auch Gewindebuchsen für Visier und Clicker (bei den olympischen Mittelteilen ohnehin Standard).
Tillereinstellung und mögliche Zuggewichtseinstellung ergeben sich hier systembedingt durch die Tillerbolts und ich erwähne es nur damit hier keine Fragen entstehen.
Ich selbst Schieße ein Kinetic Novious 2 in 25“ das all die oben genannten Features bietet und in einer Standartfarbe um die 150.- kostet. Dieses Mittelstück hat auch noch einen Bruder, das Arios 2 zum identen Preis das meine Frau verwendet.
Beide sind aus CNC gefrästem Aluminium haben einen Holzgriff und eine idente Geometrie.
Unterschied ist das Gewicht. Das Novious schlägt mit 1140g zu Buche, das Arios bringt 1080g auf die Waage. Erreicht wird das durch größer gefräste Aussparungen beim Arios.
Beide sind trotz des überschaubaren Preises sehr hochwertig verarbeitet und sehr gut einzustellen.
Ob Jemand eher ein schweres oder ein leichtes Mittelteil bevorzugt, bleibt eigentlich Geschmackssache. Man sagt je schwerer der Bogen desto ruhiger steht man im Ziel. Dies aber nur als Randnotiz.
Bei der Wahl des Mittelteils würde ich einen Händler aufsuchen und verschiedene Marken durchprobieren, nicht jeder Griff ist für jeden geeignet und liegt gut in der Hand, auch das Gewicht sollte für einen angenehm sein. Der Wohlfühlfaktor ist gerade hier die beste Kaufentscheidung.
ILF Wurfarme
Hier würde ich als Anfänger zu den Preisgünstigen von Core oder Sanlinda greifen, beide haben einen Holzkern (Ahorn) mit Fieberglaslaminat. Für ihren Preis von knapp 60.- sind sie durchaus gut, sie werfen recht flott aus und wenn man sein Zuggewicht erst herausfinden muss schmerzt der Wechsel dann auch nicht so. Hat man sein Zuggewicht gefunden, hat man auch schon die Qual der Wahl zwischen 120 und 400 Euro gibt es von diversen Herstellern alle möglichen Materialkombinationen im mittleren Preissegment. Was man da für sich haben mag muss man sich auch hier „ertesten“ (am besten beim Händler durchprobieren). Im Großen und Ganzen kann man sagen Wurfarme mit Holzkern werden etwas langsamer werfen, sich härter ziehen lassen und eher zu einem Stacking neigen. Wurfarme mit Schaumkern werden weicher im Auszug sein, weniger zum Stacking neigen und etwas schneller werfen. Für mich habe ich Erfahrungen mit den Kombinationen Holzkern (Ahorn) Glaslaminat, Holzkern (Bambus) Carbonlaminat und Schaumkern Carbonlaminat sammeln können. Daraus resultieren eben die obigen Aussagen. Es sind auch immer wieder gute Wurfarme hier am Marktplatz zu finden.
Sehr gute Erfahrungen bei Holz/Glas habe ich wie gesagt mit den Core Prelude und den Sanlinda Miracale X8 / X7 gemacht. Die Sanlinda sind schöner verarbeitet und gefühlt einen „Ticken“ schneller im Auswurf.
Bei Holz (Bambus)/Carbon hatte ich Kinetic Bamboom in Verwendung und für den Preis von rund 130.- € sind es durchaus schnelle und angenehm zu ziehende Wurfarme ohne merkbares Stacking.
Bei Schaumkern/Carbon hatten meine Frau und ich bis jetzt Stark Archery Triumph, KAP Winstrom und Kinetic Honoric im Einsatz. Das Preisspektrum liegt hier bei 120.- bis 170.- €, alle 3 werfen für ihr Geld extrem schnell aus haben bei meinen 29“ Auszug kein merkliches Stacking und zeihen sich sehr angenehm und weich.
ACHTUNG!
ILF Wurfarme gibt es Standartmäßig in 3 Längen nämlich S,M und L und die darauf angegebene Pfundzahl bezieht sich wenn nichts anderes draufsteht oder vom Hersteller angegeben wird immer auf ein 25“ Mittelteil.
Bei einem 25“ Mittelteil ergeben Wurfarme in:
S 66“ Bogenlänge
M 68“ Bogenlänge
L 70“ Bogenlänge
bei 23“
S 64“ Bogenlänge
M 66“ Bogenlänge
L 68“
Bei 27“ sind eigentlich nur L Wurfarme Sinnvoll und damit ist man dann bei 72“ Bogenlänge
Auch die angegeben Pfund ändern sich bei 23“ werden es 2 Pfund mehr als angegeben und bei 27“ um 2 Pfund weniger.
Bitte beachtet das beim Kauf!
Pfeilauflage
Neben den bereits erwähnten Hoyt Super Rest, den man natürlich auch hier verwenden kann, gibt es diverse Magnetpfeilauflagen zum kleben oder Schrauben. Wo wir wieder bei den zwei Löchern für den Button sind, für geschraubte Pfeilauflagen sind die unabdingbar da eines als Befestigungsgewinde für die Auflage dient.
Magnetpfeilauflagen bieten den Vorteil der Einstellbarkeit der Pfeilhöhe und der Druckstärke des Auflagefingers. Wie man so etwas Einstellt folgt in den erwähnten Links und ist den jeweiligen Betriebsanleitungen zu entnehmen.
Einen Sonderfall unter den geschraubten Pfeilauflagen stellt ist das Zniperrest, hier weicht der Haltefinger nicht zu Seite aus sondern fällt aufgrund des Drucks den der Pfeil beim Abschuss auf den Finger ausübt nach unten und gibt damit den Weg für den Pfeil noch schneller frei, dies soll ein nahezu störungsfreies Verlassen des Bogenfensters ermöglichen.
Auch hier gibt es eine große Auswahl an Herstellern und die Preise bewegen sich zwischen 1,50 € für das Super Rest bis hinauf zu 80.- € für die Pfeilauflage von Zniper oder diverse geschraubte von AAE Arizona, die auch in diesem Preissegment liegen.
Gute Erfahrung hab ich hier bei den geschraubten Magnetauflagen mit der Decut Honor oder der WNS Winners SRV gemacht, beide sind sehr solide Verarbeitet mit einwandfreier leichtgängiger Funktion. Preis liegt hier um die 12.- bis 18.- €
Bei den geklebten Magnetpfeilauflagen habe ich bis jetzt die Avalaon Tec One in Verwendung gehabt, auch die funktioniert einwandfrei und kostet um die 9.-€.
Auch hier muss man sich ein bisschen durchtesten und seinen persönlichen Favoriten selbst herausfinden. Von der Funktionsweise sind hier die billigen, Mittleren und teuren Pfeilauflagen im Grunde gleich. Wie bei vielen anderen Dingen ist auch hier viel der Name, der den Preis macht.
Button
An dieser Stelle möchte ich das gerne etwas abkürzen. Die zuvor genannten Modelle sind auch hier eine mehr als gute Wahl.
Hier könnte man wenn man da möchte die höher preisigen Modelle von Beiter, AAE ARIZONA, ARC Systems usw. ins Rennen führen. Der ARC Systems Pro Magnetic sollte hier Erwähnung finden, wenn er auch nicht gerade billig ist mit seinen 80.- €. Dieser Button funktioniert anstatt über Federdruck mittels magnetsicher Abstoßung und arbeitet somit eigentlich nahezu immer gleich. Der Einfluss der Umgebungstemperatur wie sie bei Federn durchaus gegeben ist fällt hier flach, auch eine Abnutzung in Form des Nachlassens der Feder ist nicht gegeben. Wem also hier danach ist, der darf gern mehr Geld ausgeben.
Sehne
Da die Komponenten in diesem Segment eigentlich alle Fastflight tauglich sind rate ich auch dazu solche zu verwenden. Und bitte... nehmt endlos Sehnen und keine flämisch Gespleißten.
Sehr gute Erfahrung habe ich hier mit den Flex Archery Pro Fast Flight Plus Fertigsehnen gemacht die passen sehr gut und sind Langlebig. Die 9.- €, die sie kosten, sind sie auch locker Wert.
Blankbogengewicht
Zusatzgewichte sind ein kann-, aber kein muss-Bestandteil.
Wenn man gerne ein Schweres Mittelteil schießt und noch dazu vielleicht mit Fingerschlinge, dann kommt man aber eigentlich nicht um so ein Teil herum. Ohne Gewichte neigen diese Mittelteile zur Kopflastigkeit und sind damit nicht mit einer Fingerschlinge ohne zusätzlichen Ballast schießbar.
Hier gibt es verschieden Gewichtsabstufungen und Materialien. Meistens sind sie aus Edelstahl und es gibt auch welche aus Messing. Ich verwende die von Avalon aus Edelstahl. Es gibt sie in den Abstufungen 180g, 270g und 360g und haben den Vorteil das sie ein durchgehende Gewindebohrung aufweisen womit man hier mehrere Gewichte aneinander Schrauben kann,
ACHTUNG! Bedenkt bitte das bei einem Blankbogen laut geltendem Reglement der gesamte Bogen abgespannt durch einen Ring mit Innendurchmesser von 12,2cm geschoben werden können muss.
Wer also Turniere mit dem BB schießen möchte sollte dies beim aneinander reihen von Gewichten im Hinterkopf behalten.
Blankbogentab
Bedingt durch das Stringwalken schießt man einen Balnkbogen 3 Under, also mit drei Fingern unter dem eingenocktem Pfeil. Daher empfehle ich ein wirklich gutes Blankbogentab zu verwenden. Hier ist Sparen der falsche Weg, das muss sich einfach gut für einen anfühlen und sitzen. Ein weiterer Grund ist, dass man beim stringwalken Nähte oder eine Skalierung am Tab abzählt, die man an der Sehne hinuntergleitet bis die Anzahl an Strichen zur geschätzten Entfernung passt.
Empfehlen kann ich da das Spigarelli BB+. Ein sehr gutes Tab das auf Rechts- wie Linksschützen angepasst werden kann und, wer es mag auch einen Fingertrenner dabei hat. Hier aber nochmal; das ist wie ein Schießhandschuh da muss jeder für sich das Richtige finden.
Man kann BB auch mit Handschuh schießen, machen auch einige, aber darüber wie gut, oder schlecht das funktioniert kann ich keine Aussage treffen.
Zum Schluss noch die versprochenen Links
Zum Einstellen eines BB / Olympic Recurvs mit ILF System:
Grundeinstellung (vfb-polch.de) und bogensport_extra.pub (wtvilvoorde.be)
Dann noch ein Artikel zum Blankbogenschießen selbst mit Tipps und Tricks.
Richtig Blankbogen schiessen - ARCHERY DIRECT - Pfeil und Bogen (archerydirect-shop.de)
Ein paar Fotos von unseren Blankbogen gibt’s auch noch. 😉
Ich hoffe ich konnte bei der Entscheidung, ob ein Blankbogen nun etwas für euch ist und was man dafür am Anfang ausgeben sollte, helfen.
Blankbogenschützen sind im Übrigen genauso nett und hilfsbereit wie alle anderen Bogenschützen auch, wenn ihr also Im Wald oder am Einschießplatz einen trefft und Fragen habt, dann fragt, die helfen euch sicher gern. Wenn Ihr uns (Claudia und Martin) trefft, dann könnt ihr gerne auch einmal einen unserer Bögen probeschießen. Da meine Frau Rechts- und ich Linksschütze sind, ist da für jeden was dabei. 😉
LG Martin