Der Begriff ist uns Schützen so geläufig, wie kaum Andere es sind. Dennoch war mir die Bedeutung dessen, lange Zeit nicht mal im Ansatz klar. Da ich denke, dass es sicher auch vielen Anderen so gehen könnte, möchte ich hier einmal näher darauf eingehen. Lange Zeit dachte ich, mich selbst zu den intuitiven Schützen zählen zu dürfen. Heute glaube ich tatsächlich, dass nur wenige davon ausschließlich intuitiv schießen. Diese Annahme ist einfach erklärt. Geht man einmal davon aus, dass Intuitiv bedeutet, etwas zu machen, ohne darüber nachzudenken, kann auch ich leider nicht behaupten, mich schon zu hundert Prozent dazu zählen zu dürfen. Auch wüsste ich nur sehr Wenige, die es zumindest regelmäßig schaffen, sich während dem Schuss, nicht mehr mit ihrer Technik, ihrer Leistung, der Distanz oder Ähnlichem auseinander zu setzen. Natürlich ist mir klar, dass man über Irgendetwas immer nachdenkt. Um besser verständlich zu machen, was genau ich damit meine, hier ein Beispiel.
Stell dir einmal vor, du sitzt Zuhause am Esstisch. Vor dir steht deine Mahlzeit und du möchtest gerade beginnen zu essen. Dann bemerkst du, dass du noch kein Besteck hast. Also stehst du auf, um dir Eines zu holen. Du setzt dich wieder hin und genießt dein Essen. Hättest du in dieser Situation auch nur einen Moment lang nach gedacht, wie man geht?
Es ist eine Tätigkeit die wir durch Imitation und unzähligen Versuchen erlernt und schließlich über die Jahre perfektioniert haben. Nicht durch ständige Überprüfung und Selbstkritisierens. Leider halten sehr Viele an der Theorie fest, sie müssten absolute Kontrolle über ihren Schuss erzielen, ansonsten würden sie auch nicht richtig treffen. Ich glaube, wenn wir trotzt des Erzwingens schon gut sind, könnten wir mit einer etwas entspannten Haltung und wieder mehr Freude an der Sache, wahrscheinlich sogar großartig schießen. Auch habe ich schon einmal gehört, dass es in Wahrheit doch ohnehin nicht möglich sei, eine konstante Schussleistung zu haben, wenn man nicht nach System schließt. Tatsächlich bin ich aber überzeugt, dass das nicht stimmt. Vielmehr denke ich, das es in diesem Fall eher eine Frage der mentalen Stärke wäre und man daran arbeiten sollte. Selbstverständlich ist an einer Überprüfung seiner Technik grundsätzlich nichts auszusetzen. Es ist aber noch einmal ein Riesenunterschied, in dieser Überprüfungsphase zu verharren. Leider neigen wir nur zu oft dazu, alles kontrollieren zu wollen. Wir konzentrieren uns auf jedes noch so kleine Detail um keinen Fehler zu machen und haben dabei unser Ziel gar nicht mehr richtig im Blick.
Wenn wir aber wirklich lernen wollen unserer Intuition wieder zu vertrauen, müssen wir zwangsläufig auch ein Stück unserer Kontrolle abgeben. Es bedeutet sich in dass eigene Können regelrecht hineinfallen zu lassen. Anders gesagt es braucht Selbstvertrauen um selbstsicher zu werden. Ich glaube jeder Schütze hat es schon einmal erlebt. Damit ein Schuss genau ,,sitzt“, braucht es doch letzten Endes nie eine Überprüfung während dem Schuss, sondern ein Erspüren des richtigen Moments.
Der Moment in dem sich die Finger schon fast wie von selbst von der Sehne lösen, das Ziel vollkommen im Fokus und mit dem Geist dennoch still und ganz bei sich. Das ist wahre Intuition.
Bettina Platzer
Bettina Platzer ist eine große Naturliebhaberin. Sie interessiert sich aber auch sehr für die keinen Zusammenhänge im Leben. Sie liebt es Dinge aus neuen Blickwinkeln sehen zu können, um ihnen ihren Sinn zu verleihen.